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Höchste Eisenbahn für offene Daten
Wir laden die ÖBB ein, ihre Fahrplandaten & Co. für alle BürgerInnen zu öffnen
Wien, 13. 09. 2016 – Die ÖBB setzen mit ihrem mittlerweile zweiten Ideen-Wettbewerb auf Open Innovation. Der gemeinnützige Verein Open Knowledge Österreich begrüßt den Schritt zu mehr Offenheit und lädt die ÖBB dazu ein, den nächsten Schritt für nachhaltige Innovation zu unternehmen: Ihre Daten zu Fahrplänen, Abfahrtszeiten & Co. für alle interessierten BürgerInnen zu öffnen.
Open Innovation – die bewusste Öffnung von Innovationsprozessen, um mehr Potential für die Organisation selbst zu schaffen – ist zu einem entscheidenden Wettbewerbsvorteil für Unternehmen geworden. Die ÖBB haben das Potential erkannt und veranstalten derzeit unter openinnovation.oebb.at einen Ideen-Wettbewerb. (Die Deutsche Bahn hat mit ihrer Ideenschmiede schon im Vorjahr den Innovationsprozess für die Community geöffnet.)
Seit dem Start im Frühjahr 2016 läuft derzeit die zweite Challenge, bei der interessierte BürgerInnen eigene Ideen einbringen können.
Der Verein Open Knowledge Österreich begrüßt die Unternehmung der ÖBB, ihre Prozesse zu öffnen; damit ist ein wichtiger Schritt bereits getan. Der nächste Schritt für die ÖBB muss nun die strategische Öffnung ausgewählter Daten sein.
ÖBB-Fahrplandaten nicht nur für Google, sondern für alle öffnen
Der Prozess von Open Innovation kann keine Einbahnstraße sein. Damit offene Innovation ihre umfassenden Möglichkeiten entfalten und damit auch einen nachhaltigen Effekt haben kann, braucht es auch die Öffnung von Daten. Auf diese Weise profitieren alle Beteiligten: Die ÖBB selbst genauso wie interessierte BürgerInnen und die österreichische Wirtschaft, die durch offene Verkehrsdaten neue Impulse erhalten kann.
Seit Dezember 2013 sind die ÖBB Fahrplandaten auch in Google Maps abrufbar (Siehe Artikel auf derstandard.at vom 17.12.2013). Das bedeutet, die ÖBB betreiben bereits einen Server, der über eine GTFS-Schnittstelle exklusiv die Fahrplandaten an Google liefert. Damit sind bereits alle technischen Voraussetzungen für Open Data gegeben.
Und genau hier lässt sich mit wenig Aufwand viel Innovation herausholen: Öffnen die ÖBB die Schnittstelle nicht nur für Google, sondern für alle BürgerInnen, dann gewinnen sie mit einem Schlag das gesamte Innovationspotential einer (inter)nationalen Community an kreativen Köpfen, selbstständigen EntwicklerInnen und ideenreichen Entrepreneurs.
“Öffnen” bedeutet in diesem Fall: Die Dokumentation zur Schnittstelle zu veröffentlichen und eine Lizenz zu vergeben, welche die Weiterverwendung und Anreicherung der Daten für kommerzielle und nicht-kommerzielle Zwecke erlaubt – unter der Bedingung, dass die ÖBB als Datenurheber genannt werden.
Wir empfehlen dafür die Creative Commons Lizenz CC-BY 4.0. Nur durch eine solche Lizenz ist es selbstständigen EntwicklerInnen möglich, eigene Anwendungen und Apps rund um die Services der ÖBB auf den Markt zu bringen.
Gemeinsam einen größeren Markt abdecken
Zahlreiche Apps, die jetzt schon die Daten der Wiener Linien verwenden, könnten dann endlich auch die Daten der Schnellbahnen und Co. integrieren. Dazu Patrick Wolowicz, Entwickler der mit dem open4data dreifach ausgezeichneten App “Wave”: “Eine Öffnung der ÖBB-Daten-Schnittstelle ermöglicht es uns EntwicklerInnen, die ÖBB ab sofort in unsere Apps einzubeziehen. Gemeinsam decken wir damit einen größeren Markt ab, weil wir auch Nischen-Produkte entwickeln können, die sich für die ÖBB als hausintern-programmierte App nicht auszahlen würden. Neue Plattformen wie Pebble Smart Watches, Alexia und andere entstehen schneller als es die ÖBB abdecken könnte, und auch hier können über eine offene Schnittstelle externe EntwicklerInnen der ÖBB bei der Abdeckung helfen. Das schafft nicht nur neue Business-Cases für uns EntwicklerInnen, sondern erhöht auch nachhaltig die Zufriedenheit der KundInnen der ÖBB.” Beispiele für erfolgreiche Apps mit offenen Verkehrsdaten sind neben Wave auch noch die Apps Moovit und Ally.
Nach dieser ersten Öffnung gibt es noch viel Potential für weitere Schritte. Folgende Daten bergen Innovationspotenzial für neue Apps, Services und Visualisierungen durch die österreichische Community:
- Echtzeitdaten der Züge (wie sie jetzt schon auf den ÖBB Monitoren zu sehen sind)
- Geodaten zu Bahnhöfen und Strecken
- Passagierzahlen zu den Teilstrecken
- Daten zu Brückeninspektionen
- Daten zu Betriebsstörungen
- Standorte und Störungen von Aufzügen (wie z.B. die Wiener Linien bereitstellen)
Daten-Brücken zur Verkehrsauskunft Österreich bauen
Zahlreiche Verkehrsunternehmen setzen schon jetzt auf Open Data, darunter die Wiener Linien, der Verkehrsverbund Ost-Region, der Steirische Verkehrsverbund und Graz Linien sowie die Linz AG. Auf lange Sicht müssen jedoch alle Verkehrsunternehmen des Landes auf Open Data setzen, um eine lückenlose, bundesweite Abdeckung sicherzustellen. Es wäre ein starkes Signal, wenn sich die ÖBB als Mitglied des Dachverbandes Verkehrsauskunft Österreich für eine Freigabe sämtlicher Fahrplan- und Echtzeit-Daten einsetzen. Wie wichtig eine bundesweite Datenöffnung ist, betont Robert Harm, Mitbegründer der Initiative offene-oeffis.at: “Sich bei der Freigabe von Verkehrsdaten auf einzelne Verkehrsunternehmen oder föderale Strukturen zu beschränken, hat sich als nicht nachhaltig erwiesen. Mit der Verkehrsauskunft Österreich, die von den einzelnen Verkehrsverbünden zentral mit Daten beliefert wird, gäbe es erstmals die Möglichkeit, auf einen Schlag offene Verkehrsdaten für ganz Österreich bereitzustellen – diese Chance sollte genutzt werden, der Open Data Zug ist hier noch nicht abgefahren.”
Open Knowledge Österreich steht für Fragen zu diesem Thema jederzeit gerne zur Verfügung, und agiert auch als Vermittlerin zur österreichischen Open Data Community. Konkret bieten wir unsere Expertise auch im Rahmen des Programms Data Pioneers an, das in Zusammenarbeit mit dem bmvit – Bundesministerium für Verkehr, Innovation und Technologie läuft.
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Über Open Knowledge
Der gemeinnützige Verein Open Knowledge Österreich ist der österreichische Zweig von Open Knowledge International und hat sich der Förderung des Zugangs zu und der Verbreitung von freiem und offenem Wissen in vielfältigen Ausprägungen verschrieben. Freies Wissen führt zu mündigen und aufgeklärten BürgerInnen, es schafft gesellschaftlichen und ökonomischen Mehrwert und ist in einem demokratischen Staat unerlässlich.
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Dieser Text wurde auch als Pressemeldung an unsere JournalistInnen-Kontakte versendet und bei der Innovation-Challenge der ÖBB eingereicht.
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2 Klicks für mehr Datenschutz: ein wesentliches Open Data-Prinzip besagt, dass keine Daten veröffentlicht werden dürfen, die einen Rückschluß auf einzelne natürliche Personen zulassen. Ein ähnliches Prinzip zum Schutz persönlicher Daten wird auf data.gv.at bei Teilen-Buttons für Social-Media-Netzwerke verfolgt: da diese Teilen-Buttons allein beim Laden bereits Daten übermitteln, bieten wir Ihnen die Möglichkeit der Selbstbestimmung - Sie können selbst entscheiden, ob ein Teilen-Button aktiviert werden soll oder nicht.